MAINZ-BINGEN (jk)- In der Frage, welche Rettungswache saniert oder neu gebaut werden muss, ist künftig eine noch engere Zusammenarbeit angesagt: Seit April dieses Jahres sind die Städte Mainz und Worms sowie die Landkreise Mainz-Bingen, Alzey-Worms und neu der Landkreis Bad Kreuznach zum Rettungsdienstbereich Mainz zusammengefasst.
Mit Sitz bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen, steuert die Rettungsdienstbehörde jetzt die Rettungswachenplanung für drei Landkreise, zwei kreisfreie Städte und rund 800.000 Einwohner.
Die Behörde hat sich nun auf den Weg gemacht, den Rettungsdienst in der Region noch weiter zu optimieren – einerseits, was Zustand und Ausstattung der Gebäude angeht, andererseits im Hinblick auf die möglichst schnelle Erreichbarkeit der Menschen durch die Fahrzeuge des Rettungsdienstes auf Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen. In den kommenden Wochen begeht Landrätin Dorothea Schäfer daher mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die in dem Bereich derzeit existierenden 17 Rettungswachen sowie die vier Fahrzeugstandorte. Ziel ist eine baufachliche Bestandsanalyse aller Rettungswachen im Rettungsdienstbereich auf Basis einer Standortanalyse des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik, um den Bedarf an Sanierung, Modernisierung oder Neubau zu ermitteln. Mit dabei sein werden Abordnungen und Experten der jeweiligen Städte, Kreise und Hilfsorganisationen.
Grundlage für dieses Vorgehen ist das 2020 geänderte Rettungsdienstgesetz des Landes Rheinland-Pfalz. Die Änderung weist ein wesentliches Merkmal auf: Bei Investitionen in Wachen- und Fahrzeugstandorte müssen jetzt alle beteiligten Gebietskörperschaften je nach Einwohnerzahl prozentual mitfinanzieren, auch wenn das Gebäude in einer anderen Ecke des Rettungsdienstbereiches liegt. Zuvor waren die einzelnen Kreise und Städte für ihre Bauten selbst zuständig.
Um Konsens zu erreichen, setzt Dorothea Schäfer daher auf Transparenz von Anfang an: „Wir möchten das Verfahren möglichst offen und effektiv gestalten. Deshalb beziehen wir alle beteiligten Behörden und Organisationen direkt in die Planungen mit ein“, sagte die Landrätin beim Auftakttermin im Kreistagssaal, bei dem neben den direkt betroffenen Gebietskörperschaften auch das rheinland-pfälzische Innenministerium, die Krankenkassen sowie die angrenzenden Rettungsdienstbereiche Trier und Kaiserslautern vertreten waren. Denn laut dem neuen Gesetz müssen künftig auch Wachen in den benachbarten Rettungsdienstbereichen mitfinanziert werden, wenn die Fahrzeuge Einsätze über die Grenze hinweg fahren.
Ministerium und Behördenleitung stehen schon seit Längerem in intensiven und gutem Austausch und stellen sich gemeinsam der staatlichen Aufgabe Rettungsdienst, die nur im Sinne der Menschen wirksam erfüllt werden kann, wenn beide an einem Strang ziehen. „Bei den Planungen von Rettungswachen wollen wir die Gebietsgrenzen überwinden und den effektiven Einsatz der Fahrzeuge in den Fokus rücken. Der eingeschlagene Weg einer simulationsgestützten Versorgungsplanung ist die Zukunft. Das wird so auch von den führenden bundesweiten Forschungsgruppen bestätigt“, sagte Andreas Hitzges, im Innenministerium zuständig für den Rettungsdienst. Den jetzt für die hiesige Region eingeschlagenen Weg der Behörde nannte er vorbildhaft. „Der heute in der Tagespresse veröffentlichte Zeitungsartikel ist deshalb nicht auf der Höhe der Zeit“, sagt Landrätin Dorothea Schäfer.
Die Analyse der Rettungswachenstandorte soll idealerweise bis Ende des Jahres in einen Investitionsplan fließen, der den jeweiligen Handlungsbedarf der einzelnen Rettungswachen aufzeigt, priorisiert und die Teilprojekte für die nächsten Jahre festlegt. „Wir wollen standardisierte Konzepte erarbeiten, in denen auch Themen wie Solar- und Notstromversorgung sowie die Attraktivität des Arbeitsplatzes berücksichtigt werden“, erläuterte Mathias Hirsch von der Rettungsdienstbehörde. Zudem sollen die modularen Pläne des beauftragten Fachbüros Kölling Architekten aus Bad Vilbel die Planungen späterer Neubauten oder Erweiterungen vereinfachen. „So werden wir unseren Rettungsdienstbereich nachhaltig und zukunftsfähig ausbauen“, sagte die Landrätin abschließend.
Hintergrund:
Im Rettungsdienstbereich Mainz gibt es derzeit 17 Rettungswachen und vier Fahrzeugstandorte. Die 77 sogenannten Rettungsmittel (unter anderem Rettungs- und Krankentransportwagen) fahren über 200.000 Einsätze pro Jahr im Rettungsdienst und im Krankentransport, davon sind jährlich etwa 100.000 Notfalleinsätze.
Schon seit Jahren ist die Rettungsdienstbehörde mit wissenschaftlicher Unterstützung dabei, die Versorgungsstruktur zu optimieren. Die daraus resultierenden wissenschaftlichen Berechnungen und Empfehlungen konnten bisher aufgrund der Änderungen bei den gesetzlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen noch nicht umgesetzt werden. Das Projekt startete nun unmittelbar nach der Gebietsreform.
Quelle: Kreisverwaltung Mainz-Bingen