Erlösung pur: Sepp van den Berg ließ sich nach seinem ersten Treffer in der MEWA ARENA zurecht feiern. Fotoquelle: 1. FSV Mainz 05

MAINZ (jk)- 1:0, Erleichterung pur & grenzenloser Jubel auf dem Platz wie auf den Rängen!

Der 1. FSV Mainz 05 hat bei der Premiere des neuen Cheftrainers Bo Henriksen den so langersehnten zweiten Saisonsieg eingefahren. Nach packenden 90 Minuten gegen den FC Augsburg reichte dem FSV, der eine frühere Vorentscheidung verpasst hatte, und am Ende nochmal zittern musste, letztlich das Tor des Tages durch Sepp van den Berg kurz vor der Pause für unter dem Strich völlig verdiente drei Punkte. Allen voran Nadiem Amiri hätte mehrfach nachlegen können, scheiterte unter anderem per Foulelfmeter am Pfosten. In der zwölfminütigen Nachspielzeit dann bebte die MEWA ARENA wie lange nicht, die Erlösung nach dem Schlusspfiff war greifbar.

Bo Henriksen hatte gegenüber der Partie beim VfB Stuttgart am Fastnachtssonntag fünf Veränderungen vorgenommen. Für Joshua Guilavagui, Merveille Papela, den erkrankten Jonny Burkardt, Ludovic Ajorque und Jessic Ngankam begannen Phillipp Mwene, Leandro Barreiro, Brajan Gruda, Karim Onisiwo sowie Jae-sung Lee. 

Es ging gleich munter zur Sache in der MEWA ARENA, und nach nur 90 Sekunden hatten die 05-Fans den Torschrei bereits auf den Lippen, als es über Anthony Caci und Lee auf links blitzschnell zu Onisiwo im Zentrum ging, der das Gehäuse aber aus zehn Metern knapp verpasste. Gezählt hätte der Treffer aber wohl aufgrund einer knappen Abseitsposition Lees ohnehin nicht. Dennoch war gleich Schwung drin im Duell mit 05-Eigengewächs Finn Dahmen im Gäste-Tor. Der FCA hielt kämpferisch dagegen, so dass sich in den folgenden Minuten ein ausgeglichenes Duell ohne nennenswerte Strafraumaktionen entwickelte. Eine Halbchance sollte in der zwölften Minute Barreiro haben, der nach einem weiten Einwurf von Caci mit dem Kopf zum Abschluss kam, Dahmen hielt aber sicher. Auf der anderen Seite war es Ermedin Demirovic, der sich dem 05-Tor erstmals näherte, seinen Schuss aus 14 Metern parierte Robin Zentner jedoch mühelos (14.). Zwar hatten die Augsburger zu Beginn etwas mehr Ballbesitz, gefälliger kombinierten aber die Mainzer. Und forderten nach einem Eckball wenig später Handelfmeter, den es aber nicht geben sollte. Stattdessen konterten die Gäste und verpassten die Führung am Ende nur knapp, weil der Versuch von Elvis Rexhbecaj knapp am rechten Pfosten vorbeirauschte (19.). Im Anschluss dauerte es rund zehn Minuten, bis die Einsatzfreude der Gastgeber die nächste Chance zur Folge hatte: Nach einer Flanke von Mwene auf den zweiten Pfosten zog Caci mit links direkt ab, setzte den Ball dabei aber einen Meter neben das Augsburger Tor (30.). Die umkämpfte Partie lebte aber in allererster Linie von ihrer Intensität und zahllosen packenden Zweikämpfen zwischen beiden Strafräumen. 

Beide Defensivreihen standen äußerst stabil, so dass das torlose Remis mit Beginn der Schlussminuten des ersten Durchgangs logische Folge war. Richtig turbulent sollte dann Spielminute 38 werden. Die 05ER befreiten sich nach einem Augsburger Standard clever, als Onisiwo Gruda aus der eigenen Hälfte auf die Reise schickte. Das Eigengewächs hatte viel Platz und auch den Blick für den mitgelaufenen Lee, dessen Schuss aus vollem Lauf aus zehn Metern an den Querbalken knallte. Von dort landete der Ball über Umwege bei Barreiro, dessen Versuch in den Strafraum einzudringen von Iago unsanft gestoppt wurde. Der Elfmeterpfiff blieb auch diesmal aus. Und so wurde es drei Minuten später auf der anderen Seite nochmal gefährlich, als Demirovic eine Halbfeldflanke per Kopf verlängerte, aber an der Reaktion Zentners, der das Leder über den Querbalken lenkte, scheiterte (41.). Klingeln sollte es vor der Pause dann aber doch noch, und zwar auf der richtigen Seite: Eine Freistoßflanke von Amiri von halblinks kam scharf und äußerst unangenehm für Dahmen mit Zug aufs Tor geflogen, wo van den Berg im richtigen Moment eingelaufen war, um den Ball aus kurzer Distanz mit dem Kopf einzunicken – 1:0 (44.). Und fast hätten die Mainzer in der Nachspielzeit nachgelegt: Nach Zuspiel von Gruda drang Mwene in den Strafraum ein, legte sich den Ball an Dahmen vorbei und kam zu Fall. Die Partie lief zunächst weiter, doch nach Bemühen des Videobeweises gab es den Elfmeter für den FSV. Amiri übernahm die Verantwortung vom Punkt, scheiterte aber am linken Pfosten. Unmittelbar nach dem Fehlschuss bat Schiedsrichter Tobias Reichel zur Pause, in die die Mainzer, anders als noch jüngst gegen Union Berlin, mit der Führung im Rücken gingen.

Die Mainzer kamen unverändert zurück, während Pep Biel auf Augsburger Seite Phillip Tietz ersetzte. Die nächste Chance bot sich wieder dem FSV. Und wieder wurde es nach einem Amiri-Freistoß gefährlich, den Andreas Hanche-Olsen per Kopfball-Aufsetzer neben das Gehäuse setzte – es waren keine 60 Sekunden gespielt nach Wiederbeginn. Nach 50 Minuten landeten dann erste Tennisbälle auf dem Rasen. Eine Unterbrechung folgte, auf die man sich in diesen Wochen einstellen muss beim Stadionbesuch. Nach knapp 20-minütiger Pause ging es weiter, in der mittlerweile 68. Minute. Diesmal wurden die Gäste erstmals gefährlich, doch die 05ER klärten nach einer brandgefährlichen Hereingabe von Kevin Mbabu im Fünfmeterraum mit vereinten Kräften. Es dauerte danach zehn Minuten, bis die klar tonangebenden 05ER sich ihrerseits eine weitere Gelegenheit erspielten – die hatte es dafür in sich. Gruda schickte Mwene zur Grundlinie, wo der Österreicher erneut gefühlvoll auf den zweiten Pfosten flankte, wo Caci das Leder ein weiteres Mal direkt nahm und an einer klasse Fußabwehr Dahmens scheiterte. In welcher Minute sich diese Szene ereignet hatte, war zu diesem Zeitpunkt schwer einzuschätzen. Der FSV blieb dran, wollte den zweiten Treffer und warf sich defensiv fair, aber aggressiv in jeden Zweikampf. Der FCA fand gegen diese Gangart in dieser Phase der Partie keine Mittel. „Unbequem“ wolle man auftreten, hatte Henriksen zuvor angekündigt. Seine Mannschaft tat ihm den Gefallen bis hierhin. 

Kurz darauf verletzte sich in Hanche-Olsen ein wichtiger Faktor dieses Auftretens und musste raus. Ersetzt wurde er durch Guilavogui. Zu spielen waren nun wohl noch rund 15 Minuten der regulären Spielzeit. Kurz darauf brachte Henriksen dann auch frische Kräfte für die Offensive, als Ajorque und Ngankam die ausgepowerten Onisiwo und Gruda ersetzten (83.). Nur eine Minute später hatte dann wieder Amiri die Entscheidung auf dem Fuß, doch auch beim 20-Meter-Kracher des Winter-Neuzugangs war Dahmen zur Stelle (84.). Mit der nach wie vor knappen Führung brach schließlich die zwölfminütige Nachspielzeit an. In dieser stand der FSV, der einen hochverdienten zweiten Treffer hatte liegen lassen, zunächst tief und überließ den Gästen den Ball. Sie suchten, fanden aber zunächst keine Lücken in der 05-Defensive. Halbwegs gefährlich wurde es, als der FCA dann doch mal über links in Position gebracht und geflankt hatte, der Schuss von Ruben Vargas von der Strafraumgrenze landete allerdings deutlich über dem Gehäuse. Die lange klar überlegenen Mainzer mussten in dieser Phase nochmal eine echte Abwehrschlacht bestehen und warfen sich in alles und jeden, der da auf sie zurollte. So klärte Guilavogui, der sich glänzend eingefunden hatte, in Minute 90+10 per Grätsche nach einem Schuss Arne Maiers. Die Arena stand und bebte in diesen letzten Minuten. Augsburgs Joker Mads Pedersen sollte den Schlusspfiff allerdings nicht mehr auf dem Rasen erleben. Der Außenverteidiger sah nach einem überharten Einsteigen gegen Barreiro kurz darauf die Rote Karte. Es war die letzte Aktion dieser Partie, denn wenig später war Schluss und die Party, die sich Fans und Profis nach langer Leidenszeit redlich verdient hatten, konnte starten.

Durch den Sieg schrauben die Mainzer ihr Punktekonto auf 15 in die Höhe, womit sie nur noch einen Zähler hinter dem 1. FC Köln auf Rang 16 liegen. Weiter geht es am kommenden Freitagabend bei Bayer 04 Leverkusen. Acht Tage später gastiert Borussia Mönchengladbach in der MEWA ARENA.

MAINZ 05 – FC AUSGBURG 1:0 (1:0)

FSV: Zentner – Mwene, Kohr, Hanche-Olsen (77. Guilavvogui), van den Berg, Caci – Barreiro, Amiri – Lee (90+8 Papela), Onisiwo (83. Ajorque), Gruda (83. Ngankam)
FCA: Dahmen – Mbabu (74. Gumny), Gouweleeuw, Uduokhai, Iago (90.+5 Michel) – Jakic, Engels (88. Maier), Vargas, Rexhbecaj (74. Pedersen) – Demirovic, Tietz (46. Biel)

Tor: 1:0 van den Berg (44.)

Zuschauer: 24.800
Schiedsrichter: Tobias Reichel (Lasse Koslowski, Christian Bandurski, Robin Braun, Sven Jablonski)
Besondere Vorkommnisse: Amiri scheitert mit Foulelfmeter am Pfosten (45.+7), Rote Karte Mads Pedersen (90.+12)

Quelle: 1. FSV Mainz 05