Ein Gastbeitrag von Udo Förster
Zunächst: Lesen Sie diesen Bericht bitte zu Hause! In ihren eigenen vier Wänden. Denn dort sind Sie vor einer Infektion durch den Corona-Virus am besten geschützt! Bleiben Sie also daheim. Es hilft nicht nur Ihnen, sondern uns allen.
Und los geht’s:
Corona – die größte Herausforderung für die Menschheit seit dem Zweiten Weltkrieg. Was gestern noch sicher schien, löst sich heute auf und verschwindet – ins Nichts. Tausende Menschen sterben, die Gesundheitssysteme in hoch entwickelten Ländern offenbaren zum Teil schwere Defizite, Märkte rasen auf und ab durch die Achterbahn, Tausende von Unternehmen sind von Insolvenz bedroht.
Die gute Nachricht: Unsere Kanzlerin ist Naturwissenschaftlerin, umgeben von klugen Menschen aus den Traditionsparteien SPD und CDU. Es zählen jetzt Sachverstand und Umsicht – statt Effekthascherei und Ignoranz. In Deutschland fühlen wir uns sicher – wie auf einem Dampfer in schwerem Sturm, den eine kluge Besatzung in den sicheren Hafen manövriert. Die schlechte Nachricht: Geschäftemacherei, ja Betrug feiern in Corona-Zeiten fröhliche Urständ.
Mein Thema heute: Betrug und Geschäftemacherei versus Geiz ist geil… Ich arbeite in der Gesundheitswirtschaft. Ich bin Gesellschafter, kaufmännischer Koordinator bei mein SANiHAUS und der mein SANiHAUS Rehatechnik GmbH in Bad Kreuznach. Gestern versorgten wir Patienten mit Bandagen und Orthesen, Rollstühlen und Rollatoren. Heute liefern wir FFP-2-Schutzmasken, Einweg-Masken, Vinyl- und Nitrilhandschuhe sowie Desinfektionsmittel in Literflaschen.
Die Situation: Vorprodukte in Deutschland sind knapp, Waren sind knapp. Und gerade jetzt: Manche asiatischen Freunde handeln wie immer. Sie versprechen das Blaue vom Himmel und halten – nix. In Zeiten vor Corona konnte man ihnen sauber auf den Zahn fühlen und sie unter anderem durch intensive Vorort-Besuche langwierig in eine Art Vertragstreue quälen. Heute muss alles schnell gehen. Schnell, schnell, schnell Volkasse, Mistel äh… Vorkasse, Mister. Ja, so heißt das heute – in der Art. Wer notgedrungen darauf herein fällt beziehungsweise unter Sachzwängen darauf hereinfallen musste, hat nie mit den wirklich smarten chinesischen Geschäftsleuten verhandelt.
Das System nach Vorkasse funktioniert sehr einfach: Liefertermine verzögern sich. Die Vertröstung beginnt. Woche um Woche um Woche. Die Vertröstung geht weiter. Ware? Welche Ware? Ach ja. Die Ware. Die Ware erreicht plötzlich den Flieger. Und dann: Die Ware wird bei der Verladung von amerikanischen Einkäufern plötzlich aufgekauft, quasi gekapert. Auf dem Flughafen. Und verschwindet. Sofort in den nächsten Flieger verladen und dann ab in die USA. So macht man uns Glauben. In die USA also? Die Amerikaner als Piraten? Schwer zu glauben, auch unter einem Präsidenten Trump.
Wie auch immer: Ich verkaufe nur Ware, die ich selbst gesehen habe – und mit dem Smartphone fotografieren durfte. Hier in Deutschland. Ja, die Ware ist hier. International operierende Geschäftspartner haben es tatsächlich geschafft, Ware hierher zu bekommen – nach Bad Kreuznach, Nieder-Olm, Worms und Rockenhausen: FFP-2-Masken, Einwegmasken. Simple Produkte, meist gefertigt auf Maschinen mit deutschem Patent.
Die Einkaufspreise sind happig. Um nicht zu sagen: grenzwertig. Hinzu kommt unsere Kostenkalkulation – Administration, Vertrieb, Transport. Dadurch wird es noch teurer. Und das in unserer Gesellschaft. In einer Gesellschaft, die den Werbeslogan eines Elektromarktes „Geiz ist geil“ inhaliert hat. Da steh ich nun: Ich verkaufe unter verschärften Bedingungen an den Endkunden eine nicht-medizinische FFP-2-Maske für 9,90 Euro (brutto). Diese kostete vor Corona rund 1,50 Euro (brutto) im Baumarkt. Eine Einwegmaske muss ich heute für 1,50 Euro verkaufen. Der Einkaufspreis vor Corona lag bei 46 Cent pro Stück. 50 Gummihandschuhe (Vinyl) kann ich aktuell für knapp neun Euro verkaufen. Der Preis liegt nur marginal über dem sonst üblichen Verkaufspreis. Deshalb haben wir in den begehrten Größen S und M aktuell keine Ware mehr vorrätig, da große Kunden aus der Nachbarschaft schnell bei uns eingekauft haben.
Einen Liter Händedesinfektionsmittel darf ich an diesem Tag allerdings für rund 16,00 Euro (brutto) verkaufen. Eine aktuelle Preis-Sensation. Das Geheimnis: Wir haben heute sofort nach Rechnungstellung und Lieferung den angeforderten Betrag an eine Firma mit Sitz in Bremen überwiesen. Das Mittel selbst wurde in Duisburg hergestellt – aus zertifizierter deutscher Produktion. Lieferzeit / Lieferzuverlässigkeit aktuell: vier Tage. Ich bin dankbar. (Quelle/Fotos: Udo Förster)