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MAINZ (red) – Ein steter Strom von Menschen verabschiedet sich persönlich von Kardinal Lehmann

Mainz. „Die Resonanz und die Anteilnahme am Tod von Kardinal Lehmann, so wie wir sie in diesen Tagen des Abschiednehmens erleben, ist bewegend. Dafür dürfen wir als Bistum Mainz dankbar sein.“ Das sagte der Mainzer Weihbischof, Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz, in seiner Predigt am Sonntagnachmittag, 18. März, in der Seminarkirche des Mainzer Priesterseminars.

Dort ist der verstorbene Kardinal Karl Lehmann noch bis Dienstag, 20. März, aufgebahrt. An dem Gottesdienst in der bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Kirche nahmen unter anderen auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und Domdekan Prälat Heinz Heckwolf teil.

Wörtlich sagte Bentz: „Kaum jemand lässt dieser Tod gleichgültig – und das nicht nur in unserem Bistum, innerhalb unsrer Kirche, sondern weit darüber hinaus. Der Abschied in diesen Tagen ist die Resonanz auf das Wirken unseres Kardinals in seinem Leben: Menschen aus den Gemeinden unseres Bistums, Menschen verschiedener Konfession, Menschen, die ausdrücklich nicht gläubig sind, Menschen aus dem kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und öffentlichen Leben. Das wundert nicht. So hat Karl Lehmann sich selbst, seine Sendung und seinen bischöflichen Dienst verstanden: Das eigene Leben vom Anruf Gottes her begreifen und gestalten und daraus Zeugnis geben in die gesellschaftliche Öffentlichkeit hinein. Immer wieder hat er wiederholt: ‚Der Glaube darf sich nicht in die Sakristei flüchten.’“

Weiter sagte der Weihbischof: „Es gab es kein Thema, dem er sich nicht gestellt hätte. Über Karl Rahner hatte er einmal gesagt, er sei ein ‚Anlass-Theologe’ in gutem Sinn gewesen. Und wie er darüber gesprochen hat, daran hat man gemerkt, dass er sich auch selbst so verstanden hat: Nicht die Mühe um ein systematisches Werk, sondern die Welt, die Ereignisse der Zeit, die Entwicklungen nahm er zum Anlass, Theologie zu treiben. Er ließ sich in Dienst nehmen.“

Bentz ging darauf ein, dass Kardinal Lehmann in vielen Würdigungen als „Brückenbauer“ bezeichnet worden ist: „Ja, das war er tatsächlich – ein Mittler. Man muss im Eigenen zu Hause sein, um vermitteln zu können: So wie er in der Theologie zu Hause war, wie kaum ein anderer. Was mich aber an Karl Lehmann immer wieder beeindruckte und was zum Mittler dazugehört: eine unstillbare Neugier und ein echtes Interesse am anderen. Er hatte Interesse und Freude am Neuen.“ Der Weihbischof berichtete auch davon, wie sehr sich Lehmann immer auch für die Lebensgeschichte und Lebenssituation seiner Gesprächspartner interessiert hat: „Dieses ‚sich interessieren’ für den Gesprächspartner und Lebensgeschichten hatte dann auch Auswirkungen auf seine Theologie und sein bischöfliches Wirken: Bei allen Grundsatzfragen, denen er sich stellte, und allen grundsätzlichen Antworten, die er zu geben versuchte, war die konkrete Erfahrung Einzelner, das Lebensschicksal konkreter Menschen leitend.“ Insofern sei er „auf seine Weise Seelsorger geblieben“, sagte Bentz. „Und insofern ist auch seine Theologie erfahrungsgesättigt und vom konkreten Leben her entwickelt.“ Bentz war von 1998 bis 2002 Bischöflicher Sekretär von Kardinal Lehmann.

Ein steter Strom von Menschen nimmt Abschied

Am Sonntagnachmittag vor dem Requiem ist es ein steter Strom von Menschen, der sich in der Seminarkirche einreiht, um persönlich vor dem aufgebahrten Leichnam von Kardinal Lehmann Abschied zu nehmen und sich in ein Kondolenzbuch einzutragen. Mittlerweile können die Besucher der Seminarkirche auch ein Gedenkbild für Kardinal Lehmann mitnehmen. Es zeigt die so genannte Johannesminne, eine Holzplastik aus dem Münster des ehemaligen Klosters Heiligkreuztal, die Jesus mit seinem Lieblingsjünger Johannes darstellt. In einem Brief aus dem Juli 2017 hatte Lehmann dazu Folgendes geschrieben: „Sie haben mir eine freundliche Einladung nach Heiligkreuztal geschickt und dies mit einer besonders schönen Karte von der berühmten und von mir besonders geliebten Johannesminne versehen. … Wenn ich in die Heimat meiner Eltern nach Langenenslingen gekommen bin, war ich immer auch in Heiligkreuztal, wo ich auf unseren Feldern bis an die alten Klostermauern in der Landwirtschaft mitgearbeitet habe. … Nun bekommt Ihre schöne Karte mit der Johannesminne einen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer.“

Mainz 05 trug Trauerflor

Die Trauer um Kardinal Lehmann und die Dankbarkeit für sein Wirken sind in der Stadt Mainz auch außerhalb der Seminarkriche auf vielfältige Weise wahrnehmbar. So hat die Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 im Gedenken an Kardinal Lehmann beim BundesligaAuswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag, 18. März, Trauerflor getragen. Lehmann war Ehrenmitglied des 1. FSV Mainz 05 und Schirmherr des karitativen Vereins Mainz 05 hilft. e.V. In der Augustinerstraße haben zahlreiche Einzelhändler Bilder von Kardinal Lehmann in ihre Schaufenster gestellt.

Aufbahrung noch bis zum 20. März

Es ist noch bis Dienstag, 20. März, möglich, in der Mainzer Seminarkirche in der Augustinerstraße von Kardinal Lehmann Abschied nehmen. Die Kirche ist jeweils von 9.00 Uhr bis zum Ende des täglichen Requiems geöffnet. Am Montag, 19. März, und am Dienstag, 20. März, wird in der Seminarkirche um 9.00 Uhr die Laudes und um 12.00 Uhr die Sext gebetet; um 17.00 Uhr feiern Mitgliedern des Domstifts ein Requiem. In der Kirche liegen auch Kondolenzbücher aus.