MAINZ (jk)- Mit einem Benefizspiel im Eifelstadion Adenau bringt Mainz 05 am kommenden Samstag noch einmal die Aufmerksamkeit dorthin zurück, wo sich im Sommer 2021 für zahlreiche Menschen das Leben schlagartig änderte. Im Herzen der Region, die vor mehr als zwei Jahren von der Flutkatastrophe im Ahrtal zerstört wurde, testen die 05ER gegen eine Rhein-Ahr-Auswahl, Anstoß ist um 14:30 Uhr. Für FSV-Profi Stefan Bell, der unweit der betroffenen Region aufwuchs und entsprechend nah dran ist, an der Zerstörung, den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau, wird es etwas Besonderes, wie er selbst sagt. „Der Anlass ist wichtig und eine Erinnerung daran, dass es schon zwei Jahre her, aber für die Leute vor Ort immer noch ein akutes Thema ist“, so der langjährige 05ER.
Kein Bell-Fanclub, aber viele bekannte Gesichter
Im Eifelstadion geht es für Bell und seine Teamkollegen am Samstag also gegen eine aus Akteuren aus den betroffenen Dörfern zusammengesetzte Rhein-Ahr-Auswahl. Natürlich wisse man, dass der sportliche Aspekt gegen die Amateurfußballer nicht im Vordergrund steht. „Es geht eher um das Spiel selbst, darum, dass wir dort sind, dass es für die Spieler, die gegen uns spielen ein schönes Event wird und wir nochmal ein bisschen auf das Thema aufmerksam machen“, legt Bell den Fokus am Samstag weniger auf sportliche, sondern vielmehr auf soziale Aspekte.
Testspiele in der Heimat seien ohnehin etwas Schönes, erklärt der Routinier. „Weil man viele Leute trifft und es Sportplätze sind, auf denen ich in meiner Kindheit und Jugend schon mal war“, führt Bell weiter aus. Auch auf dem Sportplatz in Adenau sei er früher gewesen, allerdings in jüngeren Jahren, weshalb die Erinnerung ein wenig verblasst sei. „Ich kenne mich dort aber aus“, stellt der 32-Jährige klar, der sich unweit seines Heimatortes auf ein echtes Heimspiel freuen darf. „Es wird dort kein 30-Mann-Fanclub in Bell-Trikots stehen“, lacht er. „Aber es ist schon etwas Besonderes für mich, weil ich viele Gesichter kennen werde.“
Die Situation in Ahrweiler bekomme Bell besonders über seinen Bruder mit, der dort einst zur Schule ging, sowie über seine Schwägerin, deren Elternhaus von der Flutkatastrophe betroffen gewesen sei. „Das war noch relativ harmlos, es waren nur Keller und Erdgeschoss überschwemmt“, gibt der 05-Profi Einblicke. Dennoch seien Familie und Verwandtschaft zu Beginn täglich und dann auch an den Wochenenden bei den Aufräumarbeiten im Einsatz gewesen, berichtet 32-Jährige. „Das Thema war sehr präsent.“ So habe er beispielsweise stets mitbekommen, in welcher Phase was gefehlt habe. „Es war ja doch so, dass alle Betroffenen immer gleichzeitig das Gleiche brauchten“, erklärt Bell eines der Probleme vor Ort.
Ein weiteres sei die zerstörte Infrastruktur der örtlichen Vereine, so der FSV-Innenverteidiger. Natürlich gehe es beim Wiederaufbau zunächst um die dringendsten Dinge, wie Wohnhäuser, erst dann komme der Sport. „Ich habe aber mitbekommen, dass die Vereine sich untereinander helfen“, beschreibt der Abwehrspieler die Solidarität zwischen den betroffenen Vereinen vor Ort und jenen, die von der Katastrophe verschont blieben. „Daher glaube und hoffe ich, dass die Vereine alle durchkommen.“
Bell lobt den „gesamten Rahmen“ der Benefiz-Partie in Adenau. Nach dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern in Koblenz vor zwei Jahren nun nochmal näher an der Region gegen Spieler zu spielen, die selbst betroffen waren, sei eine gute Idee. „Es ist schön, dass der Verein seit vielen Jahren bodenständig geblieben ist, auch in den Alltagsabläufen. Wir nehmen uns nicht wichtiger als wir sind“, ist Bell froh über das Engagement des FSV, nicht nur im Gebiet der Flutkatastrophe. Mit Mainz 05 hilft e. V. habe man einen Verein, der viel in der Stadt bewege. Hinzu kämen Aktionen wie Testspiele, „wo wir für gute Zwecke Geld einspielen und uns mit unserer Reichweite einbringen. Das ist schon wichtig und passt zu meinem Charakter“, betont der Routinier.
Partie zugunsten der Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler
Der Erlös des Benefizspiels am Samstag kommt der Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler und ihrem sportlichen und sozialen Angebot für Menschen mit Behinderung zugute. Auch das Lebenshilfe-Haus in Sinzig wurde bei der Flut komplett zerstört, zwölf Menschen verloren allein hier ihr Leben. „Es ist eine absolut tragische Geschichte“, sagt Bell. „Das war ja auch das Schlimme, dass es nachts passiert ist, als alle geschlafen haben und es so unfassbar schnell ging.“
Gerade ein Beispiel wie dieses mache die besondere Tragik auch für Personen, die sich noch nicht so sehr mit der Thematik auseinandergesetzt haben, greifbarer. „Meistens ist es bei uns so, dass Teammanager Darius Salbert Hintergrundinformationen gibt und erklärt, was es damit auf sich hat“, erläutert Bell. Der Anlass des Spiels im Ahrtal werde innerhalb des Teams spätestens auf der Busfahrt dorthin also nochmal zu einem größeren Thema werden, bereits jetzt seien einige Spieler aber an den Hintergründen interessiert.
Quelle: 1. FSV Mainz 05