Einsatzkräfte bei der Abgabe von großen Löschwassermengen. Fotoquelle: Kreisverwaltung Alzey-Worms

ALZEY-WORMS (jk)- Mit der Katastrophenschutzübung“ Meliorem“ (lat. sich verbessern) haben über ein Wochenende hinweg mehr als 1.000 Einsatzkräfte aus dem Landkreis Alzey-Worms und dem gesamten Bundesland Rheinland-Pfalz den Ernstfall geübt.

Gleich drei Szenarien – ein Vegetationsbrand in der Verbandsgemeinde Eich, ein Gefahrenstoffaustritt in der Verbandsgemeinde Wonnegau und ein Industriebrand in der Verbandsgemeinde Monsheim – konnten erfolgreich bewältigt werden. Neben den Einsatzkräften vor Ort haben die Technischen Einsatzleitung in der Feuerwache in Alzey und der Verwaltungsstab der Kreisverwaltung Alzey-Worms sowie die Verbandsgemeinden im Landkreis die Übung koordiniert und unterstützt. „Ich bin sehr beeindruckt und auch bewegt von dem, was an diesem außergewöhnlichen Wochenende geleistet wurde. Die Erfahrungen, die hier gesammelt wurden, geben uns Handlungssicherheit“, betont Landrat Heiko Sippel. Herzlich dankt der Kreischef allen an der Übung beteiligten Kräften für ihren großartigen und vorbildlichen Einsatz für die Sicherheit der Bevölkerung auch vor dem Hintergrund der furchtbaren Katastrophe im Ahrtal: „Es ist gut, dass wir üben. Man lernt sich kennen, fasst Vertrauen, denn auch die Kommunikation am Einsatzort ist für den Erfolg der Übung sehr wichtig.“ Der menschengemachte Klimawandel mache vor allem Flächenbrände und Unwetter in kürzerer Abfolge immer wahrscheinlicher. Hierfür müsse man gerüstet sein. 

Über neun Monate lang hatte ein etwa 30-köpfiges Team rund um den Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) Michael Matthes und Landrat Heiko Sippel eine der größten Übungen, die jemals in Rheinland-Pfalz stattfanden, organisiert. Geübt wurden drei Großschadensereignisse, die größtenteils parallel gelaufen sind und dabei jedes für sich schon die Leistungsfähigkeit der Hilfskräfte eines Landkreises übersteigt: Ein großer Flächenbrand mit drehenden Winden, notwendiger Evakuierung und Verletzten bei Eich. Ein Gefahrstoffunfall mit Giftwolke, verschütteten Personen und großflächigem Austritt verschiedener Chemikalien in Osthofen. Ein Großbrand einer Lagerhalle mit Explosionen, rund 50 Verletzten und einer über zwei Kilometer langen Wasserversorgung in Flörsheim-Dalsheim. Dabei liefen die Übungs-Einsätze über einen Zeitraum von 14 bis 26 Stunden hinweg, koordiniert von der zentralen Technischen Einsatzleitung.  Die Regelung der Auswirkungen auf die Bevölkerung und den Alltag war Aufgabe der Verbandsgemeinden und des Verwaltungsstabes der Kreisverwaltung. Dieses Management, die dazugehörigen Informations- und Kommunikationsstrukturen waren ein Kernelement der Übung.

Um alle Ereignisse erfolgreich zu bewältigen, unterstützten Einsatzkräfte aus zwölf Landkreisen und sechs kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz die Übung. Dazu auch die integrierten Leitstellen sowie die Leitstelle der Feuerwehr Mainz, die für die Heranführung der Kräfte aus den unterschiedlichen Kommunen außerhalb des Landkreises verantwortlich war.

Zur späteren Nutzung der Beobachtungen und Erkenntnisse aus der Übung für die Weiterentwicklung des Brand- und Katastrophenschutzes in Land und Bund, waren neben dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe viele Interessierte aus den unterschiedlichen Fachbereichen.

Um sich vor Ort ein Bild von der Übung zu machen, besuchten der rheinland-pfälzische Innenminister, Michael Ebling und die beim Innenministerium für den Katastrophenschutz zuständigen Staatssekretärin Nicole Steingaß die Übung. Begleitet von Landrat Heiko Sippel, der Landesbrand- und Katastrophenschutzinspekteurin Dr. Kirstin Eisenhauer, dem Mainzer Polizeipräsidenten Reiner Hamm sowie dem Referent Einsatz des THW Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Michael Nichtern, besuchte Ebling mehrere Einsatzorte.

Bereits am Samstagnachmittag beschrieb BKI Michael Matthes in seiner Funktion als Übungsleiter und Leiter der Technischen Einsatzleitung seine Verfassung als „Erschöpft aber stolz“. Stolz besonders auf die meist ehrenamtlichen Einsatzkräfte, die sich mit großem Engagement in ihren Funktionen an der Übung beteiligt und zu wertvollen Erkenntnissen beigetragen haben.

Während bereits im Laufe der Übung insbesondere Optimierungsmöglichkeiten in der Kommunikation oder Fragen der Zuständigkeiten aufgedeckt werden konnten, werden die umfangreichen Übungsergebnisse in den kommenden Wochen aus den Berichten und Dokumentationen erarbeitet. Für Landrat Sippel und BKI Matthes war von vornherein klar, und auch Ziel, dass bisher noch nicht erkannte Lücken aufgedeckt werden. „Nur durch die Bereitschaft, Fehler zu machen und sie zu analysieren, können wir uns verbessern“, beschreibt Matthes seine Motivation für die Übung.

„Ein besonderer Dank gilt auch der Bevölkerung, die die Einschränkungen durch die Großübung ohne Beschwerden hingenommen und damit ihren Teil zum Erfolg beigetragen hat. Denn es geht um die Sicherheit der Menschen in der Region“, betont Landrat Sippel.

Infokasten: 

An der Übung haben teilgenommen haben:
Gebietskörperschaften:

– Altenkirchen
– Alzey-Worms
– Bad Dürkheim
– Bad Kreuznach
– Birkenfeld
– Cochem-Zell
– Donnersbergkreis
– Stadt Frankenthal
– Germersheim
– Kaiserslautern
– Stadt Koblenz
– Stadt Ludwigshafen
– Stadt Mainz
– Mainz-Bingen
– Rhein-Lahn-Kreis
– Rhein-Pfalz-Kreis
– Stadt Speyer
– Südliche Weinstraße
– Stadt Worms

Land Rheinland-Pfalz:

– Autorisierte Stelle Digitalfunk
– Landesbetriebs Mobilität
– Landesfacheinheit Presse- und Medienarbeit
– Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzakademie
– Ministerium des Innern
– Polizei

Bund:

– Kreisverbindungskommando Bundeswehr
– Technisches Hilfswerk
– Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Leitstellen:

– Bad Kreuznach
– Kaiserslautern
– Koblenz
– Landau
– Ludwigshafen
– Mainz
– Montabaur

Verwaltungen:

– Kreisverwaltung Alzey-Worms
– Verbandsgemeinde Eich
– Verbandsgemeinde Monsheim
– Verbandsgemeinde Wonnegau
– Stadtverwaltung Mainz

Verbände:

– Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz
– Wasserzweckverband Seebachgebiet

Organisationen:

– Freiwillige Feuerwehren
– Berufsfeuerwehren
– Werkfeuerwehr Röhm
– Hilfsorganisationen (DRK, ASB, MHD, JUH, DLRG)
– Leitende Notärzte
– Organisatorische Leiter 
– Notfallseelsorge

Quelle: Kreisverwaltung Alzey-Worms