Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit den Preisträgerinnen des Marie-Juchacz-Frauenpreises; Fotoquelle: Staatskanzlei RLP/Pulkowski

RLP (jk) Für ihre beispielgebende Rolle einer Wissenschaftlerin, die gesellschaftliche Verantwortung übernimmt, hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den diesjährigen Marie-Juchacz-Frauenpreis an die renommierte Soziologin Prof. Dr. Jutta Allmendinger verliehen. „Seit vielen Jahren weisen Sie in Ihrer Forschung auf diese Ungleichheit hin. Sie kämpfen mit der Macht der Fakten, der Zahlen und Statistiken. Aber auch mit der Macht des Wortes und der Kunst der Überzeugung“, sagte die Ministerpräsidentin bei der Preisverleihung, die als Videoformat aus dem Festsaal der Staatskanzlei übertragen wurde.

Prof. Dr. Jutta Allmendinger; Fotoquelle Staatskanzlei RLP/Pulkowski

Sie wies darauf hin, dass Jutta Allmendinger bereits sehr früh gewarnt habe, dass die Pandemie die Ungleichheit nicht nur sichtbar machen werde, sondern dass eine Verschärfung in Form einer „Re-Traditionalisierung der Geschlechterrollen“ drohe. Die Ministerpräsidentin sprach von einer „nie dagewesenen politischen und öffentlichen Sensibilität für das Thema Geschlechtergerechtigkeit“, die auch durch die regelmäßigen Forschungsdaten aufrechterhalten und verstärkt wurde. „Ihr eindringlicher Appell hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass wir nicht blind für diese Gefahr durch die Krise gegangen sind“, so die Ministerpräsidentin.

Prof. Dr. Rita Süssmuth; Fotoquelle Staatskanzlei RLP/Pulkowski

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums von Rheinland-Pfalz wurde erstmalig auch ein Frauenpreis für ein Lebenswerk vergeben. Dieser ging an die frühere Bundesfamilienministerin und Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth. Ministerpräsidentin Malu Dreyer wies in ihrer Rede auf Errungenschaften im Kampf für die Gleichstellung von Männern und Frauen hin, die vielfach direkt oder indirekt mit Rita Süssmuth zu tun hatten. Sie habe als Wissenschaftlerin und Politikerin früh die Macht der Fakten für sich entdeckt und mit Studien und Argumenten dafür geworben, mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, so die Ministerpräsidentin. Rita Süssmuth habe aber auch erkannt, dass neben die Macht der Fakten auch die Macht des Faktischen – Gesetze, Quoten, Strukturen – treten müsse. „Sie hat unermüdlich und mit hohem persönlichen Einsatz Strukturen in unserer Gesellschaft kraftvoll und nachhaltig verändert“, so die Ministerpräsidentin. Rita Süssmuth stehe in der besten Tradition der Frauenbewegung, die das Gemeinsame und nicht das Trennende in den Vordergrund gestellt hat, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Sie betonte, dass der Frauentag in diesem Jahr mit dem Motto „#BreakTheBias – Überwindet Vorurteile“ ein wichtiges Thema anspreche. Denn Vorurteile über Frauen und Männer seien immer noch weit verbreitet und werden in manchen Bereichen sogar wieder stärker. Die Ministerpräsidentin rief daher weiter zum Kampf gegen diese Vorurteile auf. „Lassen Sie uns alle unseren Beitrag im Alltag dazu leisten, dass unsere Gesellschaft diese Zuschreibungen endlich überwindet“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Den Marie-Juchacz-Frauenpreis hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer 2019 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts gestiftet, um möglichst viele Menschen dazu zu ermutigen, sich für das wichtige Thema Geschlechtergerechtigkeit zu engagieren. Mit dem Namen des Frauenpreises soll an die frauenpolitische Vorreiterinnenrolle und die Verdienste von Marie Juchacz erinnert werden, die als Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau eine Rede hielt.

Erste Preisträgerin war 2019 Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Sie setzte sich u.a. für eine Erweiterung des Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz und für das Recht von Beamtinnen ein, aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten zu können. Die Preisträgerin 2020 war Marlies Krämer, die sich für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen stark macht. Sportjournalistin Claudia Neumann, die als Fernseh-Kommentatorin von Fußballspielen Vorbild und Pionierin in einer vermeintlichen ‚Männerdomäne‘ war, wurde 2021 mit dem Frauenpreis ausgezeichnet.

Vorgeschlagen werden die Preisträgerinnen von einer Expertinnen-Jury aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Vertreterinnen verschiedener Gremien aus dem Bereich der Gleichstellung und Frauenpolitik unter Vorsitz der Ministerpräsidentin.

Quelle: Landesregierung RLP