(Foto: Agentur für Arbeit Mainz)

Mainz (sm)- Junge Menschen in schwierigen Lebenslagen erhalten bedarfsorientierte Unterstützung

Raus aus dem System sein – für viele eine Floskel unserer Zeit, für manchen Jugendlichen
bittere Realität. Dauerstress zuhause oder vielleicht sogar auf der Straße durchkommen, die Schule schon lange nicht mehr von innen gesehen, keine Perspektive und schon gar kein Geld – auch im fröhlichen, bunten Mainz ist das Alltag für nicht wenige junge Menschen.
„Wo wir auf den üblichen, in diesem Fall behördlichen Wegen nicht mehr an junge
Menschen herankommen, müssen völlig andere Konzepte her“ fasst Heike Strack,
Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Mainz die Ausgangslage zusammen.
Das Gesetz, genauer gesagt der §16h des zweiten Sozialgesetzbuches bietet dafür einen Rahmen. Für Leistungsberechtigte, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
so heißt es dort, können Leistungen erbracht werden mit dem Ziel, die aufgrund der individuellen Situation bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden, um eine schulische, ausbildungsbezogene oder berufliche Qualifikation abzuschließen oder anders ins Arbeitsleben einzumünden und Sozialleistungen zu beantragen oder anzunehmen.
Christian Reitz, Leiter des Mainzer Jobcenters und Juliane Opalka, Leiterin des Amtes für Jugend und Familie der Landeshauptstadt Mainz, waren sich daher schnell einig, als es darum ging, im Rahmen der Jugendberufsagentur Mainz ein niedrigschwelliges Angebot zu konzipieren, um junge Menschen in solchen extremen Lebenslagen zu unterstützen und sie zurück auf den Weg in Bildungsprozesse, Maßnahmen zur Arbeitsförderung, Ausbildung oder Arbeit zu holen.
„Ganz konkret heißt das, aufsuchende Arbeit, Streetworking, mit ganz praktischen Angeboten an den Aufenthaltsorten der Jugendlichen präsent sein“, erklärt Reitz.
„Die Stadtverwaltung Mainz/Jugendhilfe unterstützt dieses Projekt“, unterstreicht Opalka:
„Denn aufsuchende Arbeit hat als niedrigschwellige Kontaktaufnahme auch grundlegende Bedürfnisse wie Wohnen, Hygiene und Ernährung im Blick und ermöglicht es so, junge Menschen zu erreichen, die den Weg zu den Hilfsangeboten im Übergangssystem Schule
– Beruf nicht von alleine finden. Die aufsuchende Jugendsozialarbeit an Plätzen, an denen diese jungen Menschen anzutreffen sind, kann ein vollständiges Abgleiten in prekäre Verhältnisse verhindern und frühzeitig Hilfsangebote machen.“
Ermöglicht wird dies durch das Projekt „WeCare“, welches Anfang 2020 ins Leben gerufen wurde. Natürlich hat auch hier die Pandemie zunächst einmal viele gute Ideen und Ansätze
torpediert und den Start erheblich erschwert. Doch mittlerweile laufen die Angebote an.
„ Der Aufbau einer respekt- und vertrauensvollen Beziehung steht für uns im Mittel-
punkt“ erläutert Wolfgang Schnörr, Caritasdirektor der Caritas Mainz e.V., der mit der
Durchführung des Projekts betraut wurde. „Nur so kann eine Orientierung für die Betroffenen erfolgen und es werden sich weitere Schritte entwickeln, die eine Rückführung bzw. ein Ankommen in der Gesellschaft ebnen.
Neben der konkreten Einzelfallhilfe ist deshalb die Netzwerkarbeit mit vielen weiteren
Unterstützungsanbietern und die Kooperation mit den Schulen ein wichtiger Teil der Arbeit.
Bei der heutigen Pressekonferenz konnte man das WeCare-Mainz-Mobil, den Beratungsbus des Projekts bestaunen. Ausgestattet mit WLAN, PC und Drucker gibt es hier neben einem
heißen Tee fürsorgliche Zugewandtheit ohne Erwartungsdruck. Und wer konkrete Hilfe bei „Behördenkram“ braucht, kann die Technik nutzen und sich natürlich auch dabei
unterstützen lassen. Der Bus fährt regelmäßig feste Orte in der Stadt zu festen Zeiten an und will so eine Anlaufstelle sein. Wechselnde Mikroprojekte mit offenem Zugang können
darüber hinaus gefundene Bindungen festigen und sollen so beim Weg zurück ins System
helfen.
(Quelle: Agentur für Arbeit Mainz)