(Foto: Mainzer Stadtwerke AG)

Mainz (sm)- Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesfinanzminister Olaf Scholz informierten sich im Energiepark Mainz über das Zukunftsthema Wasserstoff.

MAINZ. Umwelt- und klimafreundlich produzierter Wasserstoff ist einer der
vielversprechendsten Energieträger der Zukunft. Darüber waren sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesfinanzminister Olaf Scholz bei einem Besuch im Energiepark Mainz mit dem Betreibern der Anlage, den Mainzer Stadtwerken und Linde, einig. Die Ministerpräsidentin informierte sich zusammen mit dem Bundesfinanzminister und
der rheinland-pfälzischen Finanzministerin Doris Ahnen in Mainz-Hechtsheim über das weltweit vielbeachtete Projekt, bei dem seit 2015 mit Hilfe von erneuerbarer Energie aus Wasser Wasserstoff und Sauerstoff produziert wird.
Gesprächspartner für ein Hintergrundgespräch vor Ort waren nach einem Rundgang durch die Anlage der Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende und Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Daniel Gahr, Energiepark-Projektleiter Jonas Aichinger sowie Dr. Mathias Kranz und Dr. Christoph Stiller (beide Linde). Dabei ging es auch um die Frage, wie die Politik die Rahmenbedingungen für die Zukunftstechnologie Wasserstoff und solche Anlagen wie den Energiepark Mainz weiter verbessern kann.
Vor den Toren von Mainz ist ein national und international vielbeachtetes Innovationsprojekt im Bereich der Sektorenkopplung und Energiespeicherung
entstanden, das Linde und die Mainzer Stadtwerke gemeinsam betreiben. Im Juli
2015 war die damals weltweit größte Elektrolyseanlage ihrer Art als Forschungsprojekt von Linde, Siemens und den Mainzer Stadtwerken mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung gestartet. Von den Investitionen von etwa 17 Millionen Euro stammte die Hälfte vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“.
Nach der Forschungsphase schloss sich ab 2017 der kommerzielle Probebetrieb der Anlage an, inzwischen ist der Energiepark in den Regelbetrieb gegangen. Dabei war es sowohl für die Mainzer Stadtwerke als auch für Linde am Ende der Forschungsphase wichtig, dass die Elektrolyseanlage nicht nur technisch einwandfrei funktioniert, sondern sich auch wirtschaftlich betreiben lässt. Letzteres wird trotz der großzügigen Bundesförderung nur über den Weg von Forschungs-Sonderabschreibungen erreicht. Daher halten Linde und die Mainzer Stadtwerke die derzeitigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für solche Power-to-Gas-Anlagen für noch nicht ausreichend.
„Die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen wird in Zukunft
eine zentrale Rolle spielen. Insofern ist der Energiepark Mainz ein Zukunftsort, der für
die Energiewende in Rheinland-Pfalz und deutschlandweit Maßstäbe setzt“, sagte
Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Mit seinen Einsatzmöglichkeiten werde grüner
Wasserstoff absehbar zum Standort- und Wertschöpfungsfaktor. Die Landesregierung
sei deshalb schon lange aktiv, um eine zukunftsfähige Wasserstoffwirtschaft in
Rheinland-Pfalz aufzubauen. „Auch mit Blick auf das Konjunkturpaket und die
Wasserstoffstrategie des Bundes bündeln wir Initiativen und treiben Maßnahmen
voran, damit der Wasserstoffsektor in Rheinland-Pfalz bestmöglich davon profitieren
kann“, so die Ministerpräsidentin.
Oberbürgermeister Michael Ebling: „Für die Stadt Mainz und die Stadtwerke steht
fest, dass Anlagen wie der Energiepark Mainz wichtige Pilotprojekte der Energiewende sind. Denn bereits heute kann erneuerbarer Strom aus Windkraft- oder Photovoltaikanlagen über die Wasserstofferzeugung Benzin, Diesel oder Erdgas ersetzen.“
Stadtwerke-Vorstand Daniel Gahr erinnerte daran, dass der Energiepark Mainz zu den innovativen Preisträgern des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ gehört. „Unser gemeinsames Projekt mit Linde zeigt nach Einschätzung der Jury, wie durch Experimentierfreude, Neugier und Mut zum Umdenken zukunftsweisende Innovationen im Bereich Umwelt entstehen können. Darauf können alle Beteiligten zu Recht stolz sein.“
Dr. Mathias Kranz, bei Linde verantwortlich für das Onsite- und Bulkgeschäft in
Deutschland, sagte: „Grüner Wasserstoff ist für Linde heute das vielversprechendste
Wachstumsfeld, welches wir zusammen mit unseren Kunden und Partnern deutlich
ausbauen wollen. Unsere 110-jährige Erfahrung mit dem Molekül hilft uns dabei, und
die bisherigen Erfolge in Mainz bestärken uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg
sind.“
Im Energiepark Mainz kann elektrische Energie in Zeiten hoher Produktion aus Wind
und Sonne durch die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert und der umweltfreundlich erzeugte Wasserstoff später bedarfsgerecht verwendet werden. Damit werden erneuerbare Energien flexibler einsetzbar und stehen dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden. Das setzt jedoch eine hohe Dynamik der Anlagen voraus, um rasch auf die Anforderungen durch das schnell schwankende Stromnetz reagieren zu können. In Mainz ist das der Fall: Die Anlage ist in Betriebsbereitschaft innerhalb weniger Sekunden regelbar; bei einem Kaltstart erreicht sie innerhalb von zwei Minuten ihre volle Leistung. Die Maximalleistung beträgt dabei rund sechs Megawatt. Der Energiepark kann damit den Strom von bis zu drei 2-MW-Windrädern unter Volllast aufnehmen.
Drei Elektrolyseeinheiten werden in der Elektrolysehalle betrieben. Diese Siemens-
Komponenten spalten Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Linde ist für die Reinigung, Verdichtung, Speicherung, Abfüllung und Distribution des Wasserstoffs verantwortlich. Der in Hechtsheim produzierte, hochreine Wasserstoff wird sowohl von Industrieverbrauchern als auch für öffentliche Wasserstoff-Tankstellen verwendet.
Doch der Mainzer Wasserstoff wird auch vor Ort sinnvoll genutzt: Unweit des Energieparks verläuft eine Erdgasleitung und versorgt den Mainzer Stadtteil Ebersheim und dessen Bürgerinnen und Bürger mit Erdgas zum Heizen und Kochen. Ein Teil des Erdgases wird inzwischen durch Wasserstoff aus dem Energiepark ersetzt. Und mit dem in Hechtsheim klimafreundlich produzierten Wasserstoff fahren seit Ende vergangenen Jahres die ersten beiden Wasserstoffbusse im Linienverkehr in Mainz und Wiesbaden.
(Quelle: Mainzer Stadtwerke AG)