Alte Dame im Seniorenheim. (Symbolfoto: pixabay/RHN)

RHEINHESSEN (JF) – Der Corona-Virus und die Maßnahmen haben nicht nur die Welt, Deutschland und uns alle hier in Rheinhessen im Griff, sondern auch die Alten- und Pflegeheime der Region. Klar, gelten doch ältere Menschen als eine der Risikogruppen, wo der Virus einen schlimmeren Verlauf nehmen kann. Doch viele der älteren Menschen haben ein, für sie noch viel größeres, Problem: Die Einsamkeit und die Angst, die daraus resultiert. Wir konnten mit einer 77-jährigen Dame, Ilse (Name von der Redaktion geändert), telefonieren und es war ein Gespräch, das bewegt.

„Ich habe weniger Angst vor dem Corona, als davor das ich meine Tochter und meinen Enkel nicht mehr sehe, weil mich keiner besuchen darf.“, sagt die Mutter und Oma Ilse die vor Langeweile quasi den ganzen Tag Fernsehen schaut und Zeitungen liest. „Man hört, sieht und lies ja auch nur noch Corona und diese Schreckensmeldungen und jeder sagt was anderes. Die Experten widersprechen sich gegenseitig und anstatt mich das Fernsehschauen ablenkt, macht es mir meist noch mehr Sorgen und auch Angst.“

Gleichzeit gibt es keine Gruppentreffen mehr im Seniorenheim, die ansonsten gemeinsamen Mahlzeiten werden jetzt jedem einzeln aufs Zimmer gebracht und Besuche sind weder den Angehörigen noch dem Seelsorger oder der Physiotherapeutin gestattet. Nur in Notfällen dürfen diese kommen. „Der Tag geht nicht herum. Ich sitze hier die Zeit ab und weiß nicht wieviel Zeit mir überhaupt noch bleibt.“, sagt Ilse traurig. „Dabei bin ich ein positiver Mensch, schon immer gewesen! Das hat mich nun irgendwie verlassen.“

„Ich habe mich hier oft auch mal zum Bäcker in den Supermarkt gesetzt, einen Kaffee mir gegönnt und die Leute beobachtet, aber jetzt kann keiner hier rein und ich nicht raus.“ Lebenslustig ist Ilse, das merke ich am Telefon. Sie hat einen feinen Humor. Herrlich eigentlich, wenn das Thema nicht so traurig wäre. Ilse ist eigentlich gesundheitlich „auf dem Damm“, hat etwas Altersdiabetes ist aber sonst „kerngesund“, wie sie sagt. „Unsere Pflegerinnen und Pfleger haben uns plötzlich allen gesagt, dass wir nun auch im Heim Kontaktsperre haben und ein paar Tage später kam das mit dem absoluten Besuchsverbot.“

Zu Ostern hatte Ilses Tochter einen Osterkorb gerichtet und Lebensmittel vorbeigebracht und musste die Tüten und alles unten an der Pforte abgeben. Am Fenster hat Ilse ihr unter Tränen gewunken. „Das war schlimm. Da hat mir das Herz richtig wehgetan.“

Ilse hat ihren Mann, mit dem sie über 50 Jahre verheiratet war, vor zwei Jahren verloren und lebt seitdem im Heim. „Er war krank, hatte Krebs und ich pflegte ihn bis zum Schluß. Das gab mir irgendwie auch Kraft. Aber wielange ich hier nun ganz alleine sein kann – Das weiß ich nicht!“, schluchzt eine alte Frau, die am meisten davor Angst hat, ihre Tochter und ihren Enkel nicht mehr zu sehen….