Symbolfoto Helfende Hand

Alzey (jk)– In den letzten Tagen liest man in den sozialen Netzwerken von vielen Hilfsangeboten in der schwierigen Zeit, die uns sicherlich alle mit voller Wucht trifft. So ist es doch gerade jetzt schön, zu sehen wie viel Menschlichkeit gezeigt wird und viele Menschen für andere einstehen.

Allerdings zeigt ein Vorfall am Samstag in einem Alzeyer Einkaufsmarkt, dass es auch andere Seiten gibt. Grundsätzlich recherchieren wir für unsere Beiträge ja ausführlich oder Leser/innen informieren uns über Geschehnisse und wir berichten dann darüber. Aber manchmal, so auch in diesem Fall sind wir plötzlich ohne Vorwarnung hautnah dabei:

Samstag morgen in Alzey. Es ist ca. 8.15 Uhr. Einige Menschen sammelten sich schon vor einem Alzeyer Lebensmittelmarkt, in einer Schlange. Allerdings mit dem geforderten Mindestabstand. Noch im ersten Moment froh darüber, dass die Menschen sich scheinbar wirklich daran halten, wurde ich im nächsten Moment schon eines besseren belehrt. Denn an der Schlange drängelten sich einige Personen vorbei, die schnellstens in den Markt wollten. Aber was soll man sich über diese Situation aufregen… Es wird immer solche Menschen geben, die immer noch nicht den ernst der Lage verstanden haben.                 Bis dahin wusste ich auch noch nicht, was mich gleich innen erwarten wird.

Kurz hinter dem Eingang saß ein ca. 1,90 Meter großer Mann auf dem Boden, daneben stand eine wesentlich kleinere und sehr zierliche Frau, die dem Mann offensichtlich half hochzukommen, woran Sie allerdings scheiterte. Ohne nur eine Sekunde zu überlegen, fragte ich die beiden, ob ich helfen könnte. Die Frau sah mich mit Tränen in den Augen, völlig aufgelöst und hilflos, an und sagte “Sie sind seit fünf Minuten die Erste, die überhaupt ihre Hilfe anbietet.” Sie erzählte, dass Ihr Mann aufgrund der nassen Schuhe (es hatte zu diesem Zeitpunkt draußen geregnet) auf den Fließen ausgerutscht sei und wegen einer Hüftoperation vor einem Jahr nicht ohne Unterstützung mehr hochkommt. Auch auf Nachfrage bei vorbeigehenden Kunden wurde den beiden nicht geholfen, erzählte mir die Dame.

Während ich zusammen mit seiner Frau dem Mann hoch half, wurden wir freundlicherweise noch von einem Kunden darauf aufmerksam gemacht, dass uns schon bewusst sein sollte, dass wir Abstand halten sollten. Ich schluckte im ersten Moment meinen Ärger runter, bat den Kunden einfach weiter zu gehen und half dem gestürzten Mann noch nach draußen ans Auto, wo ich ihn fragte, ob er noch Hilfe durch den Rettungsdienst benötige. Er verneinte das und er und seine Frau lächelten mich an und bedankten sich tausendmal. Sie wollten mir aufgrund Ihrer Dankbarkeit noch Geld zu stecken, worauf ich höflichst verneinte, da es für mich zur Selbstverständlichkeit gezählt hatte, den beiden zu helfen.

Danach ging ich meinem Einkauf nach und erst auf der Heimfahrt fing ich an über das Erlebte wirklich nachzudenken und diese Situation zu realisieren. Traurig und wütend zugleich wurde ich über diese Unmenschlichkeit, die in diesem Moment an den Tag gelegt wurde.

“Soziale Distanz bedeutet nicht soziale Kälte”

Es ist absolut richtig das soziale Kontakte auf das Nötigste reduziert werden. Auch wir, die Rheinhessen-News-Redaktion haben uns seit über anderthalb Wochen ins Homeoffice begeben, alle sozialen Kontakte im Geschäfts- oder Privatbereich, wurden sofern es uns möglich ist, auf das Minimum reduziert. Auch der Mindestabstand von 1,5 Metern sollte eingehalten werden. Aber dennoch sind wir der Meinung, dass man Menschen die in Not geraten, helfen MUSS. Es ist keine Art und Weise, an einem hilflosen Menschen einfach vorbei zugehen.

Wir wissen es gibt genug Menschen, da draußen die auch nicht einfach in solchen Situationen zugesehen hätten, sondern gehandelt hätten. Und es bleibt nur so viel zu sagen, wenn man hilft und dafür ein Lächeln und ein von Herzen gemeintes Danke erhält, dann ist all das mehr Wert als 1000 Worte.