Die Ausstellung geht in die "Verlängerung". (Foto: Stadt Bingen)

BINGEN (red) – Erfreulicherweise kann die Sonderausstellung „Die Wunderbare Welt des Hugo Gernsback“, die im Historischen Museum am Strom gezeigt wird, bis 7. Januar 2018 verlängert werden. Damit wird dem großen Erfolg, den die Ausstellung bislang zu verbuchen hat, das i-Tüpfelchen aufgesetzt.

Gernsback, der gebürtige Luxemburger, lebte von 1884 bis 1967, von 1901 bis 1902 studierte er am Binger Technikum, 1904 wanderte er nach Amerika aus. Dort machte er sich als Erfinder, Verleger, Autor, Radio- und Fernsehpionier einen Namen.

Die Ausstellung ist nicht nur geprägt von den Titeln zahlreicher Zeitschriften, die Gernsback verlegt hat, sondern auch von vier Technik-Stationen, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Jens Altenburg, Professor für Microprozessortechnik und Embedded Systems und Master-Student Lukas Wagner von der Technischen Hochschule Bingen entstanden sind. Entsprechende Exponate aus der damaligen Zeit, die die Ausstellung hätten ergänzen können, gab es nur noch wenig und sie wären nicht zum „Anfassen“ gewesen. Ein Funkeninduktor, ein Funktelegraph mit Lichtzeichen, ein Funk-Radio-Telephon sowie als Höhepunkt eine Nipkow-Scheibe (eine Scheibe zur Bildzerlegung, die als Vorläufer des Fernsehens gesehen werden kann) sind so als greifbare Ausstellungsstücke, als „Hands on“, eine weitere Attraktion.

„Gernsback war ein Ideengeber, er popularisierte die Technik, die technischen Visionen haben ihn beflügelt. Teilweise waren es bizarre, exotische Ideen, die er verwirklichen wollte, teilweise waren es aber auch praktische Entwürfe, mit denen er sich beschäftigte“, weiß Altenburg zu berichten. „Der überspringende Funke war im wahrsten Sinnen des Wortes die Basis für die Faszination, die er für die Elektro-Technik entwickelte. Er animierte die Menschen, sich ebenfalls damit zu beschäftigen, Interessierte konnten nach den Anweisungen, die in seinen Magazinen nachzulesen waren, kleinere Geräte nachbauen. Technische Errungenschaften wurden auch billiger, je mehr sich dafür interessierten“, so der Professor weiter.

Doch nicht nur die Vermittlung der Radio- und Fernsehtechnik an ein breites Publikum hatte es dem Multi-Talent Gernsback angetan, weithin gilt er auch als der „Vater der Science Fiction-Literatur“. Bereits ab 1911 widmete er sich diesem Genre. „Ralph 124C 41+“ erschien in zwölf Fortsetzungen im Magazin „Modern Electrics“. „Ralph 124C 41+“ liest sich in der Originalsprache das Wortspiel „Ralph one to (two) forsee (four c) for (four) one plus“ = „Ralph, einer, der für einen anderen voraussieht“.

Raumschiffe und elektrisch angetriebene Rollschuhe zeigen den wegweisenden Blick in die Zukunft. Er schrieb nicht nur selbst, er bot auch anderen eine Plattform für ihre literarischen Werke. Und so fand 1953 die erste Verleihung des nach Gernsback benannten „Hugo Award“ statt, der seit 1955 von der World Science Fiction Convention an herausragende Autoren der Science Fiction-Literatur verliehen wird.

„Mit seinen Vorstellungen über die Technik, was man mit ihr machen kann und wie sie sich entwickeln könnte – da hat Gernsback ,aus der fiction science‘ werden lassen“, so Professor Altenburg.

Prämiertes Ausstellungsplakat

Eine Besonderheit gibt es außerdem noch: Das Ausstellungsplakat, es ist aus dem Titelbild eines Heftes der „Air Wonder Stories“, wurde von der Wiesbadener Agentur „Q“ entworfen und ist für den internationalen Posterwettbewerb co2 nominiert. Man kann es auf der kommenden Posterbiennale im Januar 2018 in Grand Junction, Colorado/USA, sehen. Außerdem hat die internationale Designcommunity Poster Poster das Ausstellungsplakat als offiziellen Beitrag für den „Poster Monday“ aufgenommen. Dabei werden wöchentlich herausragende Poster aus aller Welt präsentiert.

Vortrag mit Führung

„Die wundersame Wandlung des Hugo Gernsback – Vom unbeliebten Deutsch-Juden zum Aushängeschild Luxemburgs, vom schlechten Schüler zum arrivierten Unternehmer, vom erfolglosen Praktiker zum erfolgreichen Theoretiker, vom Vater der SF zum Mitglied der CT-Ruhmeshalle“ – der Luxemburger Gernsback-Experte Ralph Letsch stellt Neues aus seinen Nachforschungen und Überlegungen zum Leben und Werk von Hugo Gernsbacks vor. Der Vortrag mit anschließender Führung durch die Ausstellung findet am Sonntag, 26. November, 15 Uhr, statt. Der Eintritt kostet 4,50 Euro/ermäßigt 3,50 Euro).

Das Historische Museum am Strom – Hildegard von Bingen, Museumsstraße 3, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.bingen.de, E-Mail museum-am-strom@bingen.de.  (Quelle: Stadt Bingen)