Mainz (jk)- Die Arbeiten für den neuen Gedenkort an der ehemaligen Deportationsrampe des Mainzer Güterbahnhofs haben offiziell begonnen. Die Landeshauptstadt Mainz errichtet auf dem Gelände des heutigen Unternehmens vlexx GmbH eine Gedenkstätte, die an die Massendeportationen von Jüdinnen, Juden und Sinti während der NS-Zeit erinnert.
Historischer Ort mit tragischer Vergangenheit
Ab 1942 wurden vom Mainzer Güterbahnhof aus über tausend Menschen in Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Schon 1940 waren rund 100 Mainzer Sinti nach Polen deportiert worden. Die erste dokumentierte Deportation in das Ghetto Piaski erfolgte am 20. März 1942, es folgten weitere, darunter ein Transport von 883 Menschen nach Treblinka. Insgesamt wurden 1131 Mainzer Jüdinnen und Juden Opfer dieser Gräueltaten.
Die Idee zur Errichtung des Gedenkortes entstand, als bei Bauarbeiten nördlich der Goetheunterführung Reste einer der historischen Verladerampen entdeckt und gesichert werden konnten. Diese Funde machten den historischen Ort erneut sichtbar und führten zu einem breiten gesellschaftlichen und politischen Konsens für eine würdige Form des Gedenkens.
Ein Ort der Erinnerung entsteht
Nach vorbereitenden Bodenarbeiten durch die vlexx GmbH, die das Gelände bereitstellt, ist der Bau nun in vollem Gange. Die Baustelle ist eingerichtet, Container und Bauzäune stehen, die Verkehrsführung wurde angepasst. In den kommenden Monaten folgen Tiefbauarbeiten und der Bau einer zentralen Betonwand, in deren Fundament historische Mauersegmente eingelassen werden. Auf der Wand werden in Zinn-Bronze die Namen der deportierten Mainzer Sinti und jüdischen Bürgerinnen und Bürger angebracht.
Ein Edelstahlspiegel mit Originalzitaten aus Postkarten deportierter Mainzer Bürger:innen sowie großformatige Schattenfiguren im Granitboden sollen das Erinnern konkret und emotional erfahrbar machen. Die umgebenden Grünflächen werden gärtnerisch gestaltet, um einen würdigen Ort der Besinnung zu schaffen. Die Fertigstellung ist für Anfang 2026 geplant.
Bürgerbeteiligung und künstlerische Gestaltung
Der Gedenkort geht auf einen Wettbewerb des Mainzer Stadtplanungsamtes aus dem Jahr 2017 zurück. Das preisgekrönte Konzept stammt vom Atelier . Schmelzer . Weber (Dresden) und dem Bildhauer Prof. Andreas Theurer (Berlin). Der Entwurf setzt bewusst auf schlichte architektonische Gestaltung ohne belehrende Symbolik. Ziel ist es, insbesondere jüngere Generationen zur Auseinandersetzung mit der Geschichte zu ermutigen.
Ein wesentliches Element der Umsetzung ist die Kooperation mit der vlexx GmbH. Das Eisenbahnunternehmen stellt nicht nur das Gelände zur Verfügung, sondern führte auch notwendige Vorarbeiten durch. Die Stadt Mainz betont, dass ohne diese Unterstützung das Projekt in dieser Form nicht realisierbar gewesen wäre.
Mit dem entstehenden Gedenkort schafft die Stadt Mainz einen Ort des Erinnerns und Mahnens – damit die Verbrechen der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten und künftige Generationen Verantwortung für die Zukunft übernehmen.