Die Pressekonferenz im Landesmuseum: v.l. Prof. Bernd Schneidmüller, Prof. Alfried Wieczorek, Thomas Metz, Prof. Konrad Wolf und Birgit Heide. (Foto: GDKE/Agentur Bonnwitz)

„MAINZ (red) – Wir wollen künftig alle zwei Jahre innerhalb der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz eine große Ausstellung präsentieren“, kündigt Kulturminister Prof. Konrad Wolf am Donnerstag im Landesmuseum Mainz an. Damit soll Rheinland-Pfalz mit seinem reichen kulturellen Erbe als eine der zentralen Kulturlandschaften Deutschlands noch stärker herausgestellt werden. „Wir haben die Geschichte und die Geschichten, die Plätze und die Objekte und wir haben damit die Chance, Rheinland-Pfalz als einen identitätsstiftenden Ausstellungsort zu profilieren“, so Wolf. Die regelmäßigen Ausstellungsprojekte der GDKE sollen auch finanziell unterstützt werden, so werde das Ausstellungsbudget der GDKE mit dem Doppelhaushalt 2019/2020 um 500.000 Euro pro Jahr erhöht.

„Die Kaiser und die Säulen der Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“, heißt die große Landesausstellung, die im September 2020 im Landesmuseum Mainz eröffnet werden soll. Sie umspannt einen Zeitraum von fünf Jahrhunderten, in denen die Herrschaftshäuser der Karolinger und Ottonen, der Salier und der Staufer die Geschicke halb Europas prägten. Im Zusammenwirken mit den Säulen ihrer Macht – zwischen mächtigen Erzbischöfen, erstarkenden Städten, Reichsfürsten und den Idealen des Rittertums – legten sie die Grundlagen für eine neue europäische Ordnung. Das herrschaftliche Zentrum konzentrierte sich vor allem auf den geographischen Raum zwischen Köln/Aachen, Frankfurt und Metz, auf Rheinland-Pfalz bezogen zwischen Mainz, Ingelheim, Trier, Speyer und Worms. Im Hintergrund spielten auch die jüdischen Gemeinden eine herausragende Rolle. Die Städte Speyer, Worms und Mainz (SchUM-Städte) galten über Jahrhunderte mit ihren jüdischen Zentren als „Wiege der Gelehrsamkeit“.

„Es wird neben der zentralen Ausstellung im Landesmuseum Mainz auch ein umfangreiches landesweites Rahmenprogramm und eine Einbindung von authentischen Orten geben, von denen Rheinland-Pfalz reichlich zu bieten hat“, ergänzt Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, „wir werfen im Kaiserjahr 2020 einen einzigartigen Blick auf eine ganze Epoche. Damit wollen wir einerseits den Rheinland-Pfälzern bewusst machen, welche Bedeutung unsere Region im Mittelalter hatte und wir wollen zugleich allen Besucherinnen und Besuchern signalisieren, dass sich eine Reise in unser geschichtsträchtiges Bundesland einmal mehr lohnt.“

Überschattet wurden die Vorbereitungen zur Ausstellung vom plötzlichen Tod des wissenschaftlichen Leiters, Prof. Stefan Weinfurter, einem der renommiertesten Mittelalterexperten in Deutschland. „Viele verbinden Aachen mit Karl dem Großen, aber tatsächlich konzentrierte er seine herrschaftliche Macht lange Zeit in der Region zwischen Ingelheim, Mainz und Worms“, stellte er noch während der Vorbereitungszeit zur Ausstellung fest. Dankenswerterweise hat Prof. Bernd Schneidmüller seine Aufgabe übernommen, der auch schon Leiter des wissenschaftlichen Beirats zur Ausstellung war und der seit 1990 an vielen großen Mittelalterausstellungen federführend mitgewirkt hat. Seit 2003 lehrt er an der Universität Heidelberg als Professor für mittelalterliche Geschichte. „Wir treten mit der Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen der Macht Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“ eine Reise ins Mittelalter an – im Kampf um Macht und Privilegien, um kirchliche Rituale und ehrbaren Ritterkult bis zum Aufkommen der Städte und Fürsten“, so Schneidmüller. „Die Glanzzeit der Kaiser und die Säulen ihrer Macht belegen wir mit herausragenden europäischen Leihgaben und beeindruckenden Beispielen aus den Beständen der GDKE-Direktionen. Dabei wollen wir auch einmalige Ausstellungsstücke in das Landesmuseum holen, die aus konservatorischen Gründen dann für sehr lange Zeit nicht mehr zu sehen sein werden.“

In den kommenden zwei Jahren wird die GDKE mit Vorträgen, Veranstaltungen und Modellen die Ausstellung vorbereiten und begleiten. Den Auftakt bildet der Vortrag von Prof. Bernd Schneidmüller, der am 20. November 2018 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz die Schwerpunkte der Ausstellung skizzieren wird. Der zweite Vortrag wird am 15. Januar 2019 um 18 Uhr die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz in den Mittelpunkt stellen und ein Jahr vor der Antragstellung zum UNESCO-Weltkulturerbe den Weg dorthin beschreiben. „Wir freuen uns sehr auf die große Landesausstellung und stellen dafür im Landesmuseum über 1000 m² Ausstellungsfläche auf verschiedenen Ebenen und in mehreren Räumen zur Verfügung. Daher werden einige Ausstellungsräume ausgeräumt, um sie anschließend wieder völlig neu einzurichten“, erklärt die Direktorin Dr. Birgit Heide.

„Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa. Die Kaiser und die Säulen der Macht“ wird von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) in Verbindung mit der Forschungsstelle Geschichte und kulturelles Erbe an der Universität Heidelberg und in Kooperation mit der Bassermann-Stiftung an den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim erarbeitet und getragen. „Als wissenschaftlicher Kooperationspartner stellen wir sowohl unser Know-how bei der Erforschung kultureller Prozesse zur Verfügung als auch unsere Expertise in der Kulturwissenschaft und Kulturvermittlung“, so Prof. Alfried Wieczorek, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. „Es ist uns wichtig, die GDKE bei ihrem Ausstellungsprojekt, das eine lange Tradition der Zusammenarbeit fortsetzt, zu unterstützen. Das Projekt macht einmal mehr deutlich, wie bedeutend die Region am Rhein – länderübergreifend – war und ist. Es ist diese Geschichte, die Baden-Württemberg, Hessen und andere angrenzenden Länder mit Rheinland-Pfalz verbindet und die im gemeinsamen kulturellen Erbe weiterlebt.“

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Rahmenprogramm, das authentische, mitunter auch längst verschwundene Orte im Land vorstellt und in Szene setzt. Dazu gehören die Denkmäler des jüdischen Erbes, die Überreste der Pfalzen, frühen Burgen, Städte und Kirchen. In der ganzen Region werden an ausgewählten Plätzen korrespondierende Präsentationen, Aktionen und Initiativen stattfinden, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, die besondere Aura dieser Orte zu erfahren. Darüber hinaus soll anhand bekannter Wegstrecken von Königen und Kaisern mittelalterliches Reisen erlebbar gemacht und in einem Reisebuch erfasst werden, so dass sie in Verbindung mit der Landesausstellung, aber auch darüber hinaus, in den kommenden Jahren eine bleibende Erschließung erfahren.

Für die Sonderausstellung wird ein eigenes, zielgruppenspezifisches Vermittlungsprogramm erarbeitet, das auf die unterschiedlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist. So gibt es Angebote für ein wissenschaftliches Fachpublikum, für Erwachsene, für Kinder und Familien sowie für Schulklassen und Kita-Gruppen. Zudem verfolgt das Landesmuseum Mainz das Ziel, Menschen mit Behinderungen eine selbstbestimmte Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen. Auch hierfür werden spezielle Angebote entwickelt, die individuell abgestimmt werden können.

Das nächste große Ausstellungsprojekt der GDKE wird 2022 im Rheinischen Landesmuseum Trier stattfinden und den Untergang des römischen Reichs thematisieren. (Quelle: Verlag Bonewitz)