Foto: THW Ortsverein Worms / Daniel Fuhrmann

ALZEY-WORMS (jk)– Mit einer groß angelegten Katastrophenschutzübung hat der Landkreis Alzey-Worms am Samstag den Ernstfall geprobt. Unter dem Szenario eines extremen Hochwassers am Rhein zwischen Worms und Guntersblum trainierten insgesamt 475 Beteiligte – darunter Einsatzkräfte, Statisten und Übungsbeobachter – die Bewältigung einer Hochwasserlage mit Evakuierungen in mehreren Gemeinden.

Unter der Leitung von Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Michael Matthes kamen 65 Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Rettungsdienst, Technischem Hilfswerk (THW) und weiteren Organisationen zum Einsatz. Die Übung fand sowohl in der Verbandsgemeinde Eich als auch in der Technischen Einsatzleitung (TEL) in Alzey statt.

Szenario: Überflutungen und Evakuierungen in der Verbandsgemeinde Eich

Das Übungsszenario, das seit Jahresbeginn vorbereitet wurde, nahm ein extremes Hochwasserereignis mit einem Abfluss von über 6.000 m³/s an – entsprechend einem HQ200-Ereignis. Durch das angenommene Versagen von Hochwasserschutzeinrichtungen wurden die Ortsgemeinden Eich, Hamm am Rhein und Gimbsheim überflutet. Die Einsatzkräfte führten daraufhin geordnete Evakuierungen durch.

Über Warnsysteme wie MoWaS, NINA und KATWARN sowie Lautsprecherdurchsagen wurde die Bevölkerung informiert. Sammelstellen befanden sich in den Rathäusern von Eich und Hamm sowie in der Niederrheinhalle Gimbsheim. Die zentrale Betreuungshalle war die Wonnegauhalle in Osthofen, die im Rahmen der Übung zur Unterbringung von Evakuierten eingerichtet wurde. Die Betreuung übernahmen die Abschnittsleitung Gesundheit und die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), unterstützt von Hilfsorganisationen.

Für die Verpflegung sorgten die SEG Verpflegung des DRK-Kreisverbands Alzey und das THW Worms. Zwei Rettungswagen standen zur medizinischen Absicherung der Übungsteilnehmenden bereit.

Kommunikation und Drohnentechnik im Fokus

Ein Schwerpunkt der Übung lag auf der technischen Erprobung der Notfallkommunikation. Die Verbindung über Satellitentelefone funktionierte reibungslos und sicherte auch im Fall eines Netzausfalls die Kommunikation zwischen Führungsstäben und Gemeinden.

Zudem wurde erstmals ein eigener Drohnenabschnitt gebildet. Die Drohnenstaffeln der Verbandsgemeinden Wöllstein und Alzey-Land sowie der Werkfeuerwehr Röhm (Worms) lieferten Echtzeitbilder von Deichen und Einsatzorten direkt in die Technische Einsatzleitung nach Alzey. Diese digitale Vernetzung ermöglichte eine präzise und aktuelle Lageführung.

Neuer Stresstest für Modul „BuMa“

Erstmals wurde das neue Modul Bevölkerungsschutz und Medienarbeit (BuMa) des Landkreises Alzey-Worms einem Praxistest unterzogen. Das fünfköpfige Team unter Leitung von Christian Priester war für Bevölkerungsinformation und Medienarbeit zuständig – von Lautsprecherdurchsagen über Pressemitteilungen bis zur Organisation einer Pressekonferenz.

Über einen Übungs-Social-Media-Kanal gingen zudem fiktive Bürgeranfragen ein, um die Kommunikationsfähigkeit des Teams unter Realbedingungen zu testen. Unterstützt wurde die Einheit von der Landesfacheinheit PuMa (Teileinheit Kaiserslautern).

Zusammenarbeit auf allen Ebenen

Während in den Gemeinden Evakuierungen, Deichkontrollen und Logistikmaßnahmen liefen, koordinierte der Führungsstab des Landkreises das Gesamtgeschehen aus der Feuerwache Alzey. Parallel arbeitete der Verwaltungsstab der Verbandsgemeinde Eich unter Bürgermeister Maximilian Abstein an der Bewältigung der Lage. Ziel war die Abstimmung zwischen kommunaler Verwaltung, Einsatzleitung und übergeordneten Strukturen.

Auch die Kommunikationswege zur Integrierten Leitstelle Mainz und zum Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz Rheinland-Pfalz (LfBK) wurden erfolgreich getestet.

Nachbereitung und Ausblick

Am Montag, 10. November, folgt eine ergänzende Übung des Verwaltungsstabs der Kreisverwaltung Alzey-Worms. Dabei sollen die organisatorischen Abläufe und die Krisenkommunikation weiter vertieft werden. Die Ergebnisse der Vollübung fließen anschließend in die Überarbeitung des Alarm- und Einsatzplans (AEP) Hochwasser ein.

Positive Bilanz

Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Michael Matthes zog ein positives Fazit:
„Die Vollübung hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig abgestimmte Abläufe und funktionierende Kommunikationswege sind. Qualität und Koordination stehen im Katastrophenschutz immer vor Schnelligkeit – und beides hat hier hervorragend funktioniert.“

Landrat Heiko Sippel lobte den Einsatz der Kräfte:
„Die Übung hat gezeigt, dass der Brand- und Katastrophenschutz im Landkreis hervorragend aufgestellt ist. Mein Dank gilt allen Einsatzkräften und Organisationen sowie der Bevölkerung, die Warnungen ernst nimmt und umsichtig handelt.“

Auch Bürgermeister Maximilian Abstein betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit:
„Nur wenn Verwaltung, Einsatzkräfte und Führungsstäbe Hand in Hand arbeiten, können wir im Ernstfall schnell und zielgerichtet handeln.“

René Schubert, Präsident des Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz Rheinland-Pfalz, zeigte sich beeindruckt von Engagement und Professionalität der Beteiligten:
„Hier im Landkreis Alzey-Worms sind tolle Menschen am Werk – das, was hier im Katastrophenschutz aufgebaut wurde, ist wirklich beeindruckend.“

Die Ergebnisse der Übung werden in den kommenden Wochen ausgewertet und in die künftige Katastrophenschutzplanung aufgenommen.