Johannes Kaluza ist als 05-Präsident zurückgetreten. (Foto: Mainz 05)

MAINZ (red) – Nach Informationen von Mainz 05 ist 05-Präsident Johannes Kaluza zurückgetreten. Kaluza hat sich am Mittwoch in einem Brief an die Mitglieder des 1. FSV Mainz 05 gewandt und seinen sofortigen Rücktritt als Vereins- und Vorstandsvorsitzender des Fußball-Bundesligisten erklärt. Der Aufsichtsrat des 1. FSV Mainz 05 und Sportvorstand Rouven Schröder waren vorab über diesen Schritt informiert und wollen sich ebenso noch zeitnah zu der Situation beim Bundesligisten äußern.

Hier der Brief von Johannes Kaluza im Wortlaut:

Liebe Mitglieder von Mainz 05,

Ende Juni begann für Mainz 05 eine neue Ära mit der Umsetzung unserer neuen Satzung. Ich war hochmotiviert, diesen wichtigen Schritt mit zu gestalten und habe Euch mit dem Programm „Mitgliederorientierung, Begeisterung für unseren besonderen Verein und Rettung der Fußball-Vereins-Kultur“ überzeugt. Für Euer großes Vertrauen bin ich noch heute dankbar. Zusammen mit mir sind der Aufsichtsrat und die neu gegründete Fanabteilung angetreten, ebenfalls mit sehr viel Engagement und Leidenschaft.

Als 05er mit ganzem Herzen, aber als Quereinsteiger in der Welt des Fußballs und einem solchen Spitzenamt, erlebte ich die Aufgabe so, wie ich es vermutet hatte: facettenreich, spannend und fordernd.

Dass ich mit meiner Wahl permanent im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand, war ebenfalls eine neue Erfahrung. Dass jede Aussage, jeder Halbsatz über die Medien transportiert und interpretiert, ja häufig auf die Goldwaage gelegt wurde, hat mich überrascht, häufig irritiert und manchmal auch gestört. Nicht immer habe ich mich richtig verstanden gefühlt. So habe ich auch Fehler gemacht, was mir sehr wohl bewusst ist  – und Ihr könnt davon ausgehen, dass sich niemand darüber mehr geärgert hat als ich.

So kam es zu Missverständnissen – zum Beispiel als ich als wirtschaftlich unabhängiger Unternehmer den Eindruck habe entstehen lassen, es ginge mir ums Geld. Es kam zu Konflikten und Auseinandersetzungen, die dem Ansehen von Mainz 05 nicht gedient haben.

Es darf aber in unserem Verein nicht das Interesse des Einzelnen, von wem auch immer, über dem Wohl des Vereins stehen. Der gute Ruf des 1. FSV Mainz 05 als sympathischer, familiärer Klub darf nicht in Zweifel gezogen werden. Und in einer sportlich angespannten und auch wirtschaftlich herausfordernden Situation unseres Klubs dürfen nicht Nebenkriegsschauplätze in den Mittelpunkt rücken und Kräfte binden, die wir für unseren gemeinsamen Erfolg brauchen.

Auch wenn mir der Schritt schwer fällt, weil ich den Verein liebe, Gefallen an der Aufgabe gefunden habe und noch viele Ideen gerne verwirklicht hätte, ist es unumgänglich: Ich trete heute und mit sofortiger Wirkung von meiner Funktion als Vereins- und Vorstandsvorsitzender zurück.

Für die vertrauensvolle und sachorientierte Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Rouven Schröder, den Geschäftsführern und der Geschäftsstelle möchte ich mich bedanken. Ich hoffe, trotz der nur kurzen Amtszeit auch neue Impulse und Denkanstöße gegeben zu haben.

Die vom Aufsichtsrat für den Vorsitzenden beschlossene Aufwandsentschädigung wird von mir nicht in Anspruch genommen. Ich bitte darum, das Geld in die Jugendarbeit unseres Vereins zu investieren, die mir sehr am Herzen liegt. Selbstverständlich trage ich für eine geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte Sorge.

Ich hoffe sehr, dass durch meinen Schritt alle Akteure zu mehr Gemeinsamkeit finden und wir wieder den familiären und sympathischen Verein bilden, der uns im „Fußballgeschäft“ fast einzigartig macht – viele in Deutschland beneiden uns darum. Ihr könnt davon ausgehen, dass ich auch über den heutigen Tag hinaus mit Leib und Seele leidenschaftlicher 05er bleiben werde.

Rot-weiße Grüße – Johannes Kaluza

Wie es nun mit der Situation beim 1. FSV Mainz 05 weitergeht, dazu muß sich der Aufsichtsrat äußern. (Quelle: Mainz 05)